Prinz und Prinzessin Karneval der Stadt Berlin 2010 bis 2011 stürmen das Abgeordnetenhaus

Vizepräsidentin Karin Seidel-Kalmutzki empfängt die Narren im Festsaal

Berlins neues Prinzen-Paar Thomas der I. und Kathrin die I. werden an diesem Donnerstag, dem 11. November, um 10.11 Uhr der karnevalistischen Tradition folgend die diesjährige Session mit dem Sturm auf das Abgeordnetenhaus von Berlin offiziell eröffnen.

Der Projektmanager und die Arzthelferin können beide auf langjährige Karnevalserfahrung zurückblicken. Dieses Jahr steht der Karneval in der Hauptstadt unter dem Motto: „Die Welt ist rund, Berlin ist bunt.“ Die beiden werden am Donnerstag vom Festkomitee Berliner Karneval e. V. und Mitgliedern verschiedener Karnevalsvereine begleitet. Bis Aschermittwoch werden sie auf unzähligen Sitzungen und Umzügen das karnevalistische Berlin repräsentieren.

Um 10.11 Uhr, eine Stunde früher als sonst üblich – wegen der Plenarsitzung, die um 13 Uhr beginnt – stürmen die Närrinnen und Narren das Abgeordnetenhaus und werden
im Festsaal von der Vizepräsidentin Karin Seidel-Kalmutzki begrüßt.

Quelle: Landespressedienst, Abgeordnetenhaus Berlin, 09.11.2010

Grußwort

Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Freundinnen und Freunde des Karlevals,

„Der Heiterkeit sollen wir, wenn immer sie sich einstellt, Tür und Tor öffnen, denn sie kommt nie zur unrechten Zeit“. Was der Philosoph Arthur Schopenhauer da so sinnig formulierte, das braucht man Ihnen, liebe Närrinnen und Narren, nicht erst groß zu sagen – Sie fragen nicht zweimal, ob Sie Humor und Heiterkeit einlassen wollen. Sie haben das Lachen auf Ihre Fahnen geschrieben.

Als Politikerin will ich nicht viele Worte machen, denn der Karneval gehört den Närrinnen und Narren. Spaß an der Freud steht auf dem Programm.

Aber zur Ehrenrettung meiner eigenen Zunft möchte ich doch kurz anmerken, dass auch Politikerinnen und Politiker Humor haben und dem Karneval sehr zugetan sind. Auch wir lassen gern mal den Ernst des Lebens weit hinter uns; auch wir wissen, dass mit Humor alles besser geht.

Humor, das wusste schon der Dichter Wilhelm Raabe, „Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens.“ Humor hält uns oben und lässt uns die positiven Seiten des Lebens sehen. Humor hilft uns, die kleinen Misslichkeiten des Alltags und auch uns selbst nicht so ernst zu nehmen.

Wer lachen kann, hat schon halb gewonnen. Und tut etwas für die eigene Stabilität. Denn, so meinte immerhin bereits Sigmund Freud, der große Erforscher der menschlichen Psyche: Der Mensch braucht das Ablachen. Kurz: Wer lachen kann, kommt besser klar.

Karneval ist eine Zeit, in der die gewohnte Ordnung außer Kraft gesetzt ist. Es ist die Zeit, in der die Narren regieren.

Mir ist es ein besonderes Vergnügen, Sie hier im ehrwürdigen Festsaal des Abgeordnetenhauses zur Eröffnung der Karnevalsession zu begrüßen und dem hochwohlgeborenen Prinzen und seiner lieblichen Prinzessin meine Ehrerbietung zu erweisen. Auch mein Herz hängt am Karneval, auch wenn ich, wie ich leider gestehen muss, keine gestandene Büttenrednerin bis.

Nicht nur deshalb ist es ungewöhnlich, dass gerade ich als Politikerin heute zu Ihnen spreche, denn Karneval und Politik haben zwar viel miteinander zu tun, doch das Verhältnis zwischen beiden ist nicht ganz unproblematisch. Schließlich hielten und halten die Narren den Politikerinnen und Politikern einen Spiegel vor, in dem die sich oft nicht so gerne wieder erkennen. Der Karneval stand in seiner wechselvollen Geschichte auch schon des Öfteren auf Kriegsfuß mit der Obrigkeit.

Doch was uns politisch Engagierte, ungeachtet persönlicher karnevalistischer Neigungen oder Vorbehalte, mit dem Karneval versöhnt, ja sogar für ihn begeistert, das ist seine zutiefst demokratische Struktur. Denn der Karneval wurde und wird ja von allen Schichten gefeiert und die Närrinnen und Narren haben stets auf ihrem Recht auf Meinungsfreiheit beharrt. Schließlich waren die tollen Tage früher oft die einzige Gelegenheit, bei der sich die öffentliche Meinung zu Gehör bringen konnte. Preußen witterte hinter dem närrischen Treiben sogar demagogische, ja umstürzlerische Umtriebe. Die Nationalsozialisten, denen der freiheitliche Grundzug des Karnevals ganz und gar nicht passte, untersagten gar jede Kritik.

Liebe Närrinnen und Narren, einmal die Welt auf den Kopf zu stellen, einmal die gewohnte Ordnung durch den Kakao zu ziehen, wer wünscht sich das nicht einmal? Sie haben heute unser hohes Haus gestürmt und ich ergebe mich. Es ist eine symbolische Geste, eine Demonstration, dass Macht und Ämter relativ sind. Und ein Symbol dafür , was an tieferem Sinn im Karneval steckt.

In diesem Sinne rufe ich Ihnen herzlich zu: Berlin – Heijo.

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